Wenn in einem privaten Gespräch mit Freunden oder Bekannten der Begriff Naturgarten fällt, ist fast immer jemand dabei, der mit den Augen rollt. ‚Lässt du deinen Garten jetzt verwahrlosen‘, oder ‚Übertreibst du es jetzt‘, wird dann nachgeschoben. Mittlerweile ärgert mich das nicht mehr. Mir ist bewusst, dass es die Person einfach nicht besser weiß. Auch ich habe etwas Zeit gebraucht, zu verstehen, was naturnahes Gärtnern im Kern bedeutet. Und welchen Mehrwert jeder einzelne Hobbygärtner für Natur und Umwelt leisten kann, wenn er nur ein paar Dinge beachtet.
Dass der Begriff Naturgarten bei so vielen Menschen sofort als etwas Extremes interpretiert und mit Verzicht und übertriebenem Ernst assoziiert wird, ist mir ehrlicherweise schon ein bisschen schleierhaft. Gerade dogmatisch ist natürliches Gärtnern ja eben nicht.
Der Naturgärtner ist stattdessen ein entspannter Gärtner. Einer, der gerade nicht ständig das Bedürfnis hat, in die Pflege und Gestaltung der Natur einzugreifen. Und einer, der auch mit dem lebt, was die Natur an Ort und Stelle bietet. Nicht immer auf der Suche nach etwas Exotischerem oder den neuesten Trends. Gleichzeitig bedeutet naturnahes Gärtnern aber auch nicht, einen Garten vollkommen sich selbst zu überlassen. Ein Naturgärtner und sein Garten leben schlichtweg im Hier und Jetzt. Er ist mit seiner Haltung also deutlich lässiger unterwegs als die meisten Menschen in ihrem Tun und Denken.
Schon mal vorneweg: Naturnahes Gärtnern kann in jedem Garten, egal ob groß oder klein, umgesetzt werden. Die Methode bildet letztlich den Oberbegriff für eine Vielzahl verschiedenen Maßnahmen, die für Gärtnern mit Blick auf die Zukunft stehen.
Die frohe Botschaft ist: Jeder kann jederzeit damit anfangen, einen Naturgarten anzulegen. Selbst wenn schon ein Garten mit Altbestand existiert, wie in meinem konkreten Fall, kann er jederzeit auf eine naturnahe Gestaltung ausgerichtet werden. Es gibt also keine Ausrede dafür, das eigene Gärtnern nicht stärker auf die Natur und ihre Bedürfnisse auszurichten.
Einen Naturgarten kennzeichnen im Wesentlichen folgende 3 Aspekte:
1 Vielfalt
Auch Privatgärten sind wichtig, um Pflanzen, Insekten, Tieren und anderen Mikroorganismen möglichst vielfältige Lebensräume zur Verfügung zu stellen. Um ein ausgewogenes Verhältnis unserer Umwelt und ein funktionierendes ökologisches System zu unterstützen, werden im Naturgarten deshalb bewusst verschiedene Räume für unterschiedliche Ansprüche ihrer Bewohner angelegt.
2 Regionalität
In naturnahen Gärten werden vor allem heimische Pflanzen angepflanzt, die wiederum der heimischen Tier- und Insektenwelt Nahrung und Unterschlupf bieten. Heimische Wildpflanzen sind darüber hinaus optimal an unsere klimatischen Verhältnisse angepasst und haben häufig eine bessere Widerstandskraft gegen Schädlinge und Krankheiten als gezüchtete Kulturpflanzen. Insofern zahlt die Nutzung heimischer Pflanzen auch auf die Beständigkeit von angelegten Flächen und Beeten ein.
3 Nachhaltigkeit
Naturgärtner beachten in ihrer Gartenarbeit stets den adäquaten Einsatz von Ressourcen. Dabei geht es nicht nur um die Qualität der eingesetzten Mittel, sondern auch um das richtige Maß, das verwendet wird. Verschwendung zu vermeiden, auf wertvolle Ressourcen zu setzen und auch ein Auge auf Verhältnismäßigkeit zu haben, unterscheidet den glücklichen Naturgärtner von anderen Hobbygärtnern.
Alle der genannten Punkte machen unsere Privatgärten in verschiedener Hinsicht anpassungsfähiger an sich verändernde Lebens- und Klimabedingungen, denen wir zweifellos gegenüber stehen. Ein naturnaher Garten ist deshalb vor allem ein realitätsnaher Garten, der dem Fortbestand aller Bewohner unserer Ökosysteme zugutekommt.
Die ersten Schritte als Hobbygärtnerin, die ich im Jahr 2018 mit Blick auf Realität und Zukunft unternommen habe, haben mir rückblickend den Weg für das naturnahe Gärtnern geebnet. Ich bin deshalb sehr froh, mit dem Gartenbereich auf dem Hügel genauso gestartet zu sein, wie ich es bin, und bin daneben sehr gespannt, wie sich dieser Gartenraum noch weiterentwickeln wird:
Trockenmauern
Meinen aller(aller)ersten Schritt auf dem Weg zum eigenen Naturgarten habe ich rückblickend komplett unbewusst gemacht. Schon in meinem ersten Gartenfrühling habe ich zusammen mit Mic beschlossen, die unzähligen Natursteine, die schon auf dem Grundstück waren und die, die wir selbst ausgegraben haben, in die Gartengestaltung zu integrieren. Wir waren uns selten schneller einig, als bei der Frage, wie genau wir die Natursteine im Garten verwenden möchten. Und so entstanden schon sehr früh die ersten Trockenmauern als Einfassung unserer Wege und Beete.
Die Mauern haben sich zu einem idealen Standort für trockenheitsliebende Stauden wie Mauerpfeffer, Purpursalbei oder Thymian entwickelt und werden heute von zahlreichen Eidechsen bewohnt. Je nach Jahreszeit schaffen sie völlig unterschiedliche Stimmungen und bilden mittlerweile ein zentrales Gestaltungselement in unserem Gartenbereich hinter dem Haus.
Kieswege
Bei der Wahl des Bodenbelags für Wege und Sitzmöglichkeiten haben wir etwas mehr Zeit gebraucht. Da der Gartenbereich auch aufgrund seiner Struktur etwas schwierig zu gestalten ist, mussten wir uns gut überlegen, welches Material für den Gartenbereich und seine Nutzung am sinnvollsten ist. Schließlich fiel die Entscheidung auf Kies, wofür es drei wesentliche Gründe gibt:
- Ökologie: Wenn man bei der Wahl des Wegbelags auch ökologische Aspekte im Hinterkopf hat, dann ist ein Kiesweg die richtige Wahl. Er ist wasserdurchlässig und versiegelt den Boden daher nicht. Somit steht er weiterhin als Lebensraum für Pflanzen und Insekten zur Verfügung. Auf unseren Kieswegen haben es sich zum Beispiel Mauerpfeffer und Farne gemütlich gemacht und dürfen sich dort auch frei entfalten. Ein Kiesweg ist im Gegensatz zu einem Gartenweg mit betonierten Steinplatten gleichzeitig auch deutlich leichter zu entfernen. Einen kaum genutzten Weg in ein buntes Beet zu verwandeln, ist mit einem Kiesweg also in kürzester Zeit umgesetzt.
- Optik: Kieswege fügen sich in unsere naturnahe Gartengestaltung mit Trockenmauern aus Natursteinen auch optisch sehr gut ein. Sie lenken jedoch nicht von den Steinmauern ab, sondern öffnen den Blick und erhellen den Garten damit. Gerade weil der obere Gartenbereich in seiner Grundstruktur so uneben und asymmetrisch angelegt ist, wirken die Kieswege zwischen den einzelnen Gartenräumen verbindend und schaffen ein harmonisches Gesamtbild. Das haben uns auch Besucher schon häufig gespiegelt.
- Anschaffung: Kies ist nicht nur relativ günstig, sondern auch unkompliziert zu beschaffen. Innerhalb eines Tages hat uns der lokale Händler den Kies in der gewünschten Körnung geliefert. Die eigentliche Arbeit bei der Anlage eines Kieswegs liegt letztlich im Ausheben des Weges. Mit viel Energie und Vorfreude auf das Ergebnis kann aber auch das sehr gut ohne professionelle Hilfe bewerkstelligt werden.
Kompostieren
Wir waren kaum in unser neues Haus eingezogen, da habe ich Mic erklärt, dass ich ab sofort gerne kompostieren möchte. Das Kompostieren ist für das naturnahe Gärtnern ein wichtiges Element, um wertvolle Ressourcen wiederzuverwerten und auf ökologischer Basis zur Bodenverbesserung beizutragen.
Da wir eine große Fläche für das Aufstellen von Kompostern haben, habe ich im lokalen Baumarkt gleich drei Komposter als Bausatz aus kesseldruckimprägniertem Kiefernholz gekauft. Ich habe die Komposter an einen geschützten Standort aufgebaut, wo sie zwar gut zu erreichen sind, aber weder die Nachbarn noch uns mit Gerüchen belästigen können. Wir haben das Kompostieren als Familie mittlerweile komplett in unser Leben integriert und kompostieren auch alles, was empfohlen wird und möglich ist.
Noch konnte ich keinen reifen Kompost auf meinen Beeten verteilen. Ich bin zwar kein Experte, aber die Gründe dafür sind offensichtlich: Zum einen befülle ich die Komposter unter anderem mit viel zu vielen großen und sperrigen Holzabfällen. Das weiß ich selbst. Die schiere Größe unseres Grundstücks und die Masse an anfallendem Material haben bisher leider dazu geführt, dass ich nicht hinterhergekommen bin mit dem ordentlichen Zerkleinern der Abfälle. Der zweite Grund liegt darin, dass ich die Komposter bisher viel zu selten umgesetzt habe. Die Abfälle in unseren Kompostern sind also zu grob, zu trocken und nicht gut durchmischt. Insofern haben die Mikroorganismen bislang kaum eine Chance, guten reifen Kompost zu erzeugen.
Nichtsdestotrotz bin ich froh, mit dem Kompostieren einen Schritt in die richtige Richtung gegangen zu sein und habe den festen Plan, mich dem richtigen Kompostieren zu widmen, sobald es meine Zeit zulässt. Ganz sicher werde ich hier davon berichten.
Was waren deine ersten Schritte zum eigenen natürlichen Garten? Und wie bewusst bist du dabei vorgegangen? Schreibe gerne einen Kommentar und erzähle von deinen ganz persönlichen ersten Erfahrungen im Naturgarten. Ich freue mich auf den Austausch mit dir!
#besserbuntimbeet