Seit ich mit dem Gärtnern angefangen habe, hat die Dichte an Medienbeiträgen rund um die Stärke der heimischen Pflanzen und der sogenannten Klimabäume gefühlt überproportional zugenommen. Als Hobbygärtner ist es fast unmöglich, sich nicht mit der Frage auseinanderzusetzen, wie der (eigene) Garten der Zukunft gestaltet sein muss. Und wie man persönlich auf die veränderten Klimabedingungen reagieren kann und will.
Unter Klimagehölzen werden jene Sträucher oder Bäume zusammengefasst, von denen erwartet wird, dass sie mit den veränderten klimatischen Bedingungen zurechtkommen und somit wertvoll für Garten- und Grünflächenanlagen sind. Da man die bekannten klimatischen Veränderungen weder weg reden noch zurück drehen kann, ist die Auseinandersetzung mit diesen Gehölzen der Zukunft unausweichlich.
Was mir vor allem bei Beiträgen zu den Klimabäumen oder -gehölzen häufig auffällt, ist, dass der Leser meistens nicht auf den einen wichtigen Faktor hingewiesen wird, der den einen Klimabaum vom anderen unterscheidet.
Es ist der Faktor der Heimat einer Pflanze.
Also die Frage, in welchen Breitengraden die Pflanze ursprünglich beheimatet ist. Und dieser Faktor bestimmt in nicht zu vernachlässigenden Teilen, ob die heimische Pflanzen-, Insekten- und Vogelwelt mit ebendieser Pflanze zurechtkommt und Nutzen aus ihr ziehen kann.
Tatsächlich ist es nicht nur so, dass sich Tiere und Insekten mit den heimischen Arten entwickelt haben und insofern auf sie angewiesen sind. Auch die heimischen Pflanzen haben in ihren Breitengraden über Jahrhunderte ein natürliches Gleichgewicht gefunden. Werden in diese Gebiete nicht-heimische Pflanzen gebracht, entweder aktiv durch den Menschen oder unbeabsichtigt durch den globalen Warenverkehr, kann das gut gehen oder eben auch nicht.
Es gibt einige dieser sogenannten Neophyten, die mittlerweile auch bei uns als heimisch angesehen werden können, weil sie sich als Bereicherung für unsere Natur herausgestellt oder dorthin entwickelt haben. Gleichzeitig existiert auch eine Vielzahl an Pflanzen, die als invasiv gelten, weil sie im Kampf um Ressourcen und Lebensraum andere heimische Pflanzen verdrängen oder ganz generell einen fraglichen ökologischen Nutzen haben. Unter den besonders schädlichen Vertretern ist den meisten Menschen der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) bekannt.
Und dabei geht es mit Blick auf die Heimat von Pflanzen gar nicht nur darum, dass die eine Pflanze die andere verdrängen könnte. Sondern darum, dass damit potentiell ein bisher gut funktionierender ökologischer Kreislauf gestört und verändert wird.
Beispiele für Gehölze, die hier zwar nicht heimisch, in der Insektenwelt jedoch sehr beliebt sind und damit einen Mehrwert für die heimische Natur bieten, gibt es durchaus. Das sind etwa der Gewöhnliche Flieder (Syringa vulgaris), der Sommer-Flieder (Buddleja davidii), der Pfeifenstrauch (Philadelphus coronarius) oder die Robinie (Robinia pseudoacacia).
Bei Pflanzen wie diesen ist der Hobbygärtner gut beraten, wenn er sie vor allem punktuell einsetzt und die Ausbreitung über das eigene Beet hinaus in Schach hält.
Einfach nur einen Klimabaum zu pflanzen, kann in Anbetracht dessen nicht die Lösung für zukunftsorientiertes Gärtnern sein.
Ein bisschen müssen sich Hobbygärtner schon mit der Frage beschäftigen, inwieweit ein empfohlener Klimabaum überhaupt einen positiven Beitrag zur heimischen Natur und damit zum Fortbestand blühender Gärten leisten kann.
Für mich wurde in den letzten Monaten immer klarer, dass ich mich mit der Frage, welche Chancen in den nicht-heimischen Klimagehölzen liegen, beschäftigen muss. Und da in meinem Garten noch einige Gehölze gepflanzt werden müssen, habe ich mich intensiv mit unterschiedlichen Gehölzen und ihren Vor- oder Nachteilen auseinandergesetzt.
Herausgekommen ist eine Pflanzliste bestehend aus heimischen und nicht-heimischen Gehölzen, die mit klimatischen Veränderungen und Wetterextremen gleichermaßen gut zurechtkommen und als Nahrungsquelle für Insekten- oder Vögel dienen können.
Heimische Gehölze:
- Kornelkirsche (Cornus mas)
- Echte Felsenbirne (Amelanchier rotundifolia / ovalis)
- Zierapfel 'Red Sentinel' (Malus 'Red Sentinel')
- Roter Hartriegel (Cornus sanguinea)
- Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus)
Nicht-heimische Gehölze:
- Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauch (Heptacodium miconioides)
- Edelflieder 'Andenken an Ludwig Späth' (Syringa vulgaris 'Andenken an Ludwig Späth')
- Blutjohannisbeere 'King Edward VII' (Ribes sanguineum 'King Edward VII')
Alle genannten Gehölze wurden von mir im späten Herbst gepflanzt. Ich verspreche mir für die kommende Gartensaison viel von dieser Auswahl. Weil die Bedingungen mit Sicherheit auch in meinem Garten immer schwieriger sein werden, wird es spannend zu sehen sein, welche Pflanzen tatsächlich echtes Potential für den Zukunftsgarten zeigen.
Ich möchte im eigenen Naturgarten damit die gleiche Entwicklung starten, die wir alle schon in vielen anderen Lebensbereichen losgetreten haben.
Der Beginn von zukunftsgerichtetem Handeln liegt eben immer darin, ein Bewusstsein für bestimmte Dinge zu schaffen.
Wirklich gute Lösungen sind deshalb nur in der Aufklärung über Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken zu finden. Und auch die Lebenswelt des Privatgartens darf nicht nur in schwarz-weiß, heimisch oder nicht-heimisch gedacht werden.
#besserbuntimbeet